Dienstag, 3. April 2012

Der Übergang


Der Übergang
                (Justin Cronin)

Der Übergang von Justin Cronin (Quelle)
So, nachdem sich dieses Buch jetzt bei mir endlich auch ein bisschen gesetzt hat, kann ich auch was dazu schreiben. „Der Übergang“ von Justin Cronin ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnliches Buch.

Das ganze Buch kann man grob in zwei Zeitintervalle einteilen: einmal ein paar Jahre nach dem Heute in Nordamerika, zum anderen dann knapp 100 Jahre später, wobei dieser zweite Teil den eigentlichen Haupterzählstrang beinhaltet.

Der erste Teil erzählt dem Leser die Geschichte einer etwas fragwürdigen Versuchsreihe der US Army an zum Tode verurteilten Häftlingen. Hier werden sie mit einem Virus geimpft, der bei ihnen unterschiedliche Eigenschaften hervorruft: Aggression, Lichtempfindlichkeit, übermäßige Selbstheilungskräfte, Schnelligkeit und Kraft – alles hervorgerufen durch eine Regeneration der Thymusdrüse.
Als einziges ziviles Versuchsobjekt wird Amy Harper Bellafonte mit dem Virus geimpft, bei der die Thymusdrüse mit ihren sechs Jahren noch aktiv zu sein scheint. Kurze Zeit später kommt es jedoch zu einem Unfall auf dem Versuchsgelände und die Probanden entkommen.


Was folgt ist eine grauenhafte Verwüstung des nordamerikanischen Kontinents.

94 Jahre später: nur noch wenige Menschen haben überlebt ohne zu sogenannten „Virals“ zu werden – ihr ahnt es schon: die ersten Probanden waren alle ansteckend, der Virus konnte sich ausbreiten. Nur noch wenige haben in eigenen Lagern überlebt, in dem man mit Beginn der Dunkelheit riesige Flutlichtstrahler an den Mauern anstellt der diese Ungeheuer abhält. Die Menschheit ist zurückgefallen ins Mittelalter, man weiß nur noch in manchen Dingen wie die Maschinen vor der Zeit des Ausbruchs funktionieren.
Was passiert allerdings mit den Menschen wenn die Akkus der Flutlichtanlage nicht mehr genug Energie speichern können und es doch dunkel wird? Was ist mit Amy Bellafonte? Kann man und wenn ja wie kann man den Virals Einhalt gebieten?

Wenn man sich das jetzt so anhört fällt einem schnell die Ähnlichkeit zwischen Virals und klassischen Vampiren auf – dieser Vergleich ist auch durchaus gerechtfertigt. Allerdings hebt er sich doch positiv von der Masse anderer Vampirromane ab, wie sie momentan in Mode sind (von so komischen Glitzervampiren ganz zu schweigen). Dieser regt dann doch zum Nachdenken an. Klar geht es zum einen um die Frage welche wissenschaftlichen Projekte noch im Rahmen des ethisch korrekten sind. Auch die Army als Ursache dieser Forschung spielt hier eine gewaltige Rolle. Dass gerade das Militär eine große Rolle als Geldgeber für wissenschaftliche Forschung darstellt kann man ja immer wieder miterleben (für die Chemiker der LMU: AG Klapötke kann man hier als gutes Beispiel nennen).
Andererseits kommt man auch ins Grübeln was passiert wenn auf einen Schlag nur noch wenige Menschen übrig sind – was bleibt übrig von unserer so hoch gerühmten Kultur? Was ist das Wesentliche davon?

Der Erzählstil der deutschen Übersetzung ist gelungen, der Autor neigt allerdings ab und an dazu, vom Wesentlichen abzuschweifen und sich länger als nötig mit Rückblicken, Naturbeschreibungen oder Traumbeschreibungen aufzuhalten, die dem Roman an manchen Stellen doch etwas Geduld abverlangen. Die Geschichte ist gut durchdacht und in sich schlüssig sowie glaubwürdig.

Ansonsten ist es ein gelungenes Buch (mit der Hoffnung auf zumindest einen weiteren Teil), und wenn man sich durch die 1000 Seiten durchgelesen hat bleibt erst einmal ein grübelnder Leser zurück.

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